Autogenes Training (AT) ist eine laut medizinischen Fachkreisen sehr wirkungsvolle psycho- und körpertherapeutische Entspannungsmethode, die auf der Wirksamkeit von Selbstbeeinflussung beruht. Gezielte Autosuggestionen unterstützen den Praktizierenden, eine effektive Veränderung in Körper und Geist herbeizuführen. So wirkt sich AT positiv auf das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung und die Atmung aus.
Das Autogene Training teilt sich auf in eine Grund-, Mittel- und Oberstufe.
In der Grundstufe ist es das Ziel, einen tiefenentspannten Zustand ohne Hilfsperson und technische Hilfsmittel herstellen zu können. Die eingesetzten Übungen stoßen dabei die vegetativen Prozessen an, die bei jedem Menschen auch im Einschlafprozess durchlaufen werden. Diese Entspannungsprozesse soll die übende Person selber auslösen lernen. Wichtig ist, dass sich die Person dabei ihrer Selbstwirksamkeit bewusst ist. Die einzelnen Schritte der Grundstufe bestehen dabei aus 6 verschiedenen mentalen Übungen. Sie bilden eine Formelreihe und werden gerahmt durch eine Einstimmungs-/Zielformel und eine Rücknahme-Übung, die den Übenden wieder in das Hier und Jetzt zurückbringt. Alle Übungen sollen dabei bewusst eingesetzt werden.
Die Grundstufe ist in 6 Übungen gegliedert, die strukturiert wiederholt und angewandt werden, damit die übende Person die Abläufe verinnerlicht. Diese 6 Übungen sind:
1. Erleben der Schwere („mein Körper ist angenehm schwer“)
2. Erleben der Wärme („mein Körper ist angenehm warm“)
3. Herzregulation („mein Herz schlägt gleichmäßig, ruhig und kraftvoll“)
4. Atmungsregulation („meine Atmung ist ruhig und gleichmäßig“)
5. Bauchwärme („mein Solarplexus ist warm durchströmt“)
6. Stirnkühlung („meine Stirn ist angenehm kühl“)
Die einzelnen Übungen dauern dabei 3- 15 Minuten. Wichtig ist es täglich ein Protokoll darüber zu führen, was bei den einzelnen Übungen erlebt wurde. Das Protokoll stellt einen wesentlichen Bestandteil des Erfolgs des Trainings dar.
In der Mittelstufe geht es um eine Vorsatzbildung. Diese Vorsätze werden durch Formeln verbalisiert und sollen eine Verhaltensveränderung herbeiführen. Wichtig ist es, seine Vorsätze positiv zu formulieren also z.B. anstelle von „ich verfalle nicht in Panik“ wird die Formel „ich bleibe ruhig und gelassen“ genutzt.
Die Oberstufe nutzt die psychoanalytische Basis. Es stehen dafür verschiedenste Methodiken und Übungen zur Verfügung. Diese Übungen sind z.B. „Reise auf den Meeresgrund“, „Auffinden der Eigenfarbe“ oder „Fragen an das Unbewusste“.
Die Voraussetzung für die Mittel- und Oberstufe ist es, gut in die in der Grundstufe vermittelte Entspannung eintauchen und sie halten zu können.
Angewandt wird das Autogene Training im Allgemeinen zur Verbesserung der Lebensqualität, des Lernerfolgs oder zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Als medizinische Indikationen sind Neurosen, Phobien, psychosomatische Erkrankungen und Ängste zu nennen. AT kann ebenfalls als Begleittherapie bei Krebserkrankungen, oder zur Vorbeugung von Burn-Out eingesetzt werden.
Es besteht die Möglichkeit Autogenes Training im Einzelsetting mit einem Trainer oder per Audio-/ Videodatei oder in der Gruppe zu erlernen. Empfohlen wird dabei von J.H. Schulz das Erlernen in der Gruppe unter professioneller Anleitung.
Informationen zur Begründerin/zum Begründer:
Johannes Heinrich Schulz lebte von 1884 bis 1970, größtenteils in Deutschland.
Er studierte Medizin in Lausanne, Göttingen und Breslau und promovierte später in Göttingen. 1915 habilitierte er in der psychiatrischen Universitätsklinik in Jena unter Otto Binswanger.
Im ersten Weltkrieg arbeitete er mit verwundeten Soldaten in Belgien, später war er Chefarzt und wissenschaftlicher Leiter in verschiedenen deutschen Städten.
1924 ließ er sich dann als Nervenarzt in Berlin nieder.
1925/1926 gründete er mit anderen Medizinern und Psychologen den Allgemeinen Ärztlichen Kongress für Psychotherapie und war Vorstandsmitglied der Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie.
Nachdem er sich sehr intensiv mit Hypnose und Autosuggestion (nach Emile Coue) beschäftigte, stellte er 1927 die Methode des Autogenen Trainings der Öffentlichkeit vor. Das von ihm geschriebene Buch zur Methode wurde 1932 publiziert.
Ab 1933 schrieb und veröffentlichte Schulz mehrere Beziehungsratgeber, ebenfalls trat er dem nationalsozialistischem Kampffahrkorps, später Sturmabteilung, ein. Der Eintritt in die NSDAP wurde ihm untersagt, aufgrund seiner ersten Ehe mit einer Jüdin.
1936 leitete er als Vizedirektor das Deutsche Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie und hatte die Zuständigkeit für die Ärzteausbildung inne.
In späteren Jahren des dritten Reiches sprach er sich für die Euthanasie aus und unterstütze die Diagnosestellung der Hysterie. Ebenfalls war er direkt an der Verfolgung homosexueller Männer beteiligt.
Nach dem zweiten Weltkrieg arbeitete er weiterhin als Nervenarzt in Berlin, war 1956 Herausgeber der Zeitschrift „Psychotherapie“ und Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie.
1959 gründete er die Deutsche Gesellschaft für Ärztliche Hypnose und Autogenes Training.
Ablauf einer Sitzung
Das Autogene Training sollte regelmäßig geübt werden, um die Prozesse und Abläufe verstehen und die Technik selbst anwenden zu können. Möglich ist dabei sowohl die Teilnahme an einem Kurs, oder aber auch die Anleitung über Audiodateien oder Videos.
Die Grundstufe ist die geläufigste Stufe des AT. Aufgrund dessen wird der Ablauf dieser Stufe hier näher erläutert.
Der Kurs umfasst in der Regel 6 - 8 Wochen.
In der ersten Stunde wird der Teilnehmer vorerst theoretisch in die Thematik eingeführt, dann wird der Ablauf der Stunde erklärt. Anschließend folgt die erste Übungsphase, in der sich der Teilnehmer mit den möglichen Positionen vertraut macht und anschließend die ersten Formeln und Übungen geübt werden.
Danach folgt eine Unterbrechung der Übungsphase, um die ersten Erfahrungen zu besprechen und Fragen zu klären.
Nun folgt eine Wiederholung der zuvor angewandten Übungen, um diese zu vertiefen. Anschließend werden wiederrum Fragen geklärt.
Zum Ende der Stunde fasst der Kursleiter die Stunde zusammen, gibt Informationen über die nächsten Einheiten und Übungen und verabschiedet den Teilnehmer.
In den folgenden Stunden werden weitere neue Formel und Übungen eingeführt, angewandt und wiederholt oder auch neue Körperpositionen ausprobiert. Ebenfalls erhalten bleibt die Klärungsphase in der die Teilnehmer über ihre Erfahrungen sprechen können, bzw. Fragen geklärt werden können.
In der Mittelstufe werden je nach Vorsatzbildung verschiedene Formeln geübt. Die Oberstufe nutzt psychoanalytische Techniken, um das Unterbewusstsein erreichen zu können.
Kosten einer Sitzung
Die Kosten für Kurse im Autogenen Training werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen.
Verbreitung der Methode
Das Autogene Training ist eine sehr weit verbreitete westliche Entspannungsmethodik, die auch als Psychotherapiemethode anerkannt ist und über die Krankenkassen finanziert wird.
Bei YouTube finden sich Klickraten von bis zu 2.200.000 Millionen Klicks für Audiodateien oder Videos.
Ausbildungsweg für Coaches / Therapeuten
Der Bundesverband für Autogenes Training und Entspannungstherapie bietet zertifizierte Fortbildungen an. Für einen Kurs zur Grund- und Aufbaustufe zahlt man circa 650 Euro. Die Weiterbildung dauert 2-3 Tage.
Auch die Gesellschaft für Ärztliche Hypnose und Autogenes Training bietet zertifizierte Ausbildungen zum AT- Therapeuten an. Die Ausbildung umfasst 180 Stunden und kostet ca. 520 Euro.
(Berufs-)Verband, Verein
Das Autogene Training wird durch den Bundesverband für Autogenes Training und Entspannungstherapie e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Ärztliche Hypnose und Autogenes Training vertreten. Insgesamt haben die beiden Institutionen circa 500 Mitglieder.
Die Mitglieder werden bei Fragen und Anliegen unterstützt, es werden qualitativ gute Ausbildungen gefördert. Ebenfalls werden die Mitglieder durch den Verband und die Gesellschaft in der Öffentlichkeit, bei Krankenkassen, etc. vertreten.
Mir hatte mein Arzt angeraten AT zu lernen, weil ich oft sehr gestresst bin, mit den Zähnen knirsche und lange brauche um vom Tag runter zu kommen und einzuschlafen. At hat mir wirklich geholfen mehr zu entspannen und leichter einzuschlafen. Ich habe einen Kurs bei der VHS besucht und mir auch manchmal CDs angehört. Es braucht nicht wirklich einen Kurs aber es hilft einfach bei der Stange zu bleiben und die Übungen regelmäßig zu machen, denn nur so stellt sich auch ein Effekt ein. PMR habe ich auch mal ausprobiert, hat auch gut funktioniert. AT braucht mehr Übung aber es ist schon toll zu sehen, wie man durch Selbsthypnose seinen Körper beeinflussen kann.