Die Kunsttherapie ist eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene Therapieform, die sich an tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutisch- lerntheoretischen, systemischen, anthroposophischen und ganzheitlich- humanistischen Ansätzen orientiert.
Innerhalb des therapeutischen Prozesses besteht die kunsttherapeutische Triade, ein Beziehungsdreieck zwischen dem Klienten und dem Therapeuten, dem Klienten und dem Kunstwerk und dem Therapeuten und Kunstwerk.
Alle drei Aspekte bedingen und beeinflussen sich dabei gegenseitig, wobei diese wiederrum drei unterschiedliche Prozesse darstellen: der Gestaltungsprozess, der Bildnerische Ausdruck und die Beziehung zueinander.
Innerhalb der Therapie wird die Kunst als Medium maßgeblich in den Therapieprozess einbezogen. Der Klient soll über den Einsatz von verschiedenen künstlerischen Medien, wie z.B. Wasserfarben, Zeichenstifte, verschiedene Papiere, Ton, Holz oder Stein die Möglichkeit erhalten, seine Emotionen auszudrücken, seine Sinne zu schulen und sie für die Wahrnehmung seiner Umwelt zu stärken. Die verwendeten Medien können malerisch, zeichnerisch, plastisch oder auch fotografisch eingesetzt werden.
Der Gestaltungsprozess, sowohl als auch die gestalteten Werke werden innerhalb des therapeutischen Prozesses genutzt, um immer wiederkehrende Handlungs- und Denkweisen zu betrachten und sinnvoll zu verändern. Ebenfalls gestärkt werden sollen die Selbstheilungskräfte und die Ressourcen des Einzelnen.
Mit Hilfe der Kunsttherapie ist es weiterhin möglich die Ursachen bestimmter Störungen zu erforschen. Diese Herangehensweise wird allerdings eher in der tiefenpsychologischen Kunsttherapie angewandt, in der die inneren Bilder des Klienten in der Gestaltung einen Ausdruck finden. Dabei gilt, dass innere Bilder, die mit Traumata oder Krisen in Verbindung stehen, psychische Störungen hervorrufen können. In der Kunsttherapie können diese Bilder über die Sinne erfahren und aufgearbeitet werden. Andere innere Bilder, die Konventionen, Vorbilder und Schemata beinhalten, erhalten über die Kunsttherapie ebenfalls die Möglichkeit tiefgründig betrachtet und wenn gewollt, verändert zu werden.
Andererseits können auch lösungsorientierte Konzepte in der Kunsttherapie, die sich mit den Ursachen von Gesundheit und dementsprechend mit den dazu beitragenden Ressourcen und Fähigkeiten des Klienten beschäftigen, angewandt werden.
In der Kunsttherapie existieren, wie oben benannt, verschiedene Ansätze, und innerhalb dieser Ansätze die verschiedensten Methoden. Einige dieser Methoden sind Zeichentests, Messpainting, Ausdrucksmalerei, begleitetes Malen oder dialogisches Malen. Dabei arbeiten die Methoden entweder mit der direkten Anregung der Kreativität, oder auch mit der jeweiligen Wirkung des genutzten Mediums.
Die Wahl des Ansatzes variiert je nach Spezialisierung des Therapeuten, Störungsbild des Klienten, Einrichtung und Anwendungsfeld. Teilweise werden die Ansätze auch kombiniert angewandt.
Eingesetzt werden kunsttherapeutischen Verfahren z.B. in stationären Einrichtungen, wie Krankenhäusern, Altersheimen, Rehabilitationszentren, Psychiatrien, in Kindergärten und z.B. im Rahmen des psychologischen Dienstes.
In jüngster Zeit wird die Kunsttherapie auch im Beratungskontext, in Coachings und der Teamentwicklung eingesetzt.
Im Allgemeinen ist es möglich die Kunsttherapie mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern, bzw. im Einzel- oder im Gruppenkontext zu gestalten. Entscheidend bei der Wahl des Therapiesettings sind das Anliegen und die Problematik des Klienten. Im klinischen Rahmen findet die Kunsttherapie meist in der Kombination mit anderen Angeboten, wie Ergo-, Psycho-, oder z.B. Musiktherapie statt.
Informationen zur Begründerin/zum Begründer:
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es die ersten bildenden Künstler, die sich auf eine kunsttherapeutische Art mit ihren Werken auseinandersetzten, indem sie ihre inneren Bilder oder ihre Vorstellungen der Wirklichkeit in ihren Gemälden inszenierten. Zu diesen Künstlern zählten u.a. Francisco de Goya, Edvard Munch, später auch Frida Kahlo.
Währenddessen entstanden im deutschsprachigen Raum in dieser Zeit ebenfalls die ersten psychoanalytischen Deutungsmöglichkeiten von Bildern und Träumen nach Sigmund Freud. Grundlage der ersten kunsttherapeutischen Konzepte war ebenfalls die Entwicklung der anthroposophischen Medizin.
Daraus und damit entstanden erste Impulse zum Einsatz der Kunst als Therapie, aber auch als diagnostisches Medium in der Psychiatrie. Hier waren es die Psychiater Prinzhorn und Morgenthaler Navratil, die die Kunst als Medium als erste Therapeuten in die psychiatrische Behandlung einbezogen.
In England und den USA liegen die Wurzeln der Kunsttherapie vor allem in der Entwicklungspsychologie, der Kunsterziehung und der künstlerischen Praxis. In den vierziger Jahren wurden hier erste Kunsttherapeutische Ansätze, z.B. von Edith Kramer, Margarete Naumburg oder Adrian Hill entwickelt.
Später, in den sechziger Jahren gingen einige Künstler mit ihrer Kunst in Schulen oder öffneten ihre Ateliers für Andere. Damit ging einher, dass künstlerische Konzepte immer weiter mit therapeutischen und entwicklungspsychologischen Ansätzen verknüpft und die soziale Dimension mit einbezogen wurde.
Mittlerweile gilt die Kunsttherapie als eigenständige Therapieform.
Ablauf einer Sitzung
Grundsätzlich macht sich der Therapeut einen Überblick über die Gründe und Probleme mit denen der Klient in die Kunsttherapie kommt. Es werden dabei Themen, Wünsche, Vorstellungen und Ziele besprochen und ergründet.
Eine Sitzung verläuft je nach dem welches Thema der Klient mit in die Stunde bringt. Dieses Thema, bzw. die Problematik wird zu Beginn einer Stunde vom Therapeuten erfragt.
Danach wählt der Therapeut, wenn möglich gemeinsam mit dem Klienten, ein geeignetes Medium aus.
Der Therapeut bietet für die kreativen Tätigkeiten und den therapeutischen Prozess einen geschützten Rahmen. Ebenso ist es die Aufgabe des Therapeuten die Möglichkeiten der geeigneten kreativen Tätigkeiten aufzuzeigen, Hilfestellung und Anleitung bei der Suche nach Lösungswegen anzubieten und die Fähigkeit das Innere nach Außen zu tragen anzuregen und zu stärken.
Kosten einer Sitzung
Innerhalb von stationären oder ambulanten Einrichtungen werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen.
In privaten Praxen kostet eine Sitzung á 60 Min. circa 30- 60 Euro.
Die Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen, es sei denn der Therapeut hat eine Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten (PP). Dann ist es möglich, dass die Kosten von der Krankenkasse getragen werden.
Verbreitung der Methode
Die Kunsttherapie ist eine im stationären und klinischen Bereich sehr häufig eingesetzte Methode.
Freie Kunsttherapeuten, die Mitglied im deutschen Dachverbandes für Kunst- und Gestaltungstherapie e.V. sind und nach seinen Richtlinien arbeiten, sind auf der Seite des Dachverbandes vermerkt. Derzeit sind es ca. 290 akkreditierte Therapeuten.
Bei YouTube gibt es bis zu 10.000 Klicks für Filme und Dokumentationen über die Kunsttherapie.
Ausbildungsweg für Coaches / Therapeuten
Es besteht die Möglichkeit ein Studium in Kunsttherapie als Bachelor- und Master- Studiengang an staatlichen Hochschulen zu absolvieren.
Darüber hinaus bieten auch private Universitäten und Ausbildungsinstitute den Studiengang an.
Hier betragen die Kosten für 2-3 Jahre ca. 2.000 Euro.
Den Qualitätsstandards des Berufsverbandes des DFKGT entspricht ein Studium der Kunsttherapie oder eine kunsttherapeutische Weiterbildung. Die mit dem Dachverband kooperierenden Hochschulen sind auf der Seite des Deutschen Fachverbandes für Kunst- und Gestaltungstherapie e.V. beschrieben.
(Berufs-)Verband, Verein
Der Deutsche Fachverband für Kunst- und Gestaltungstherapie e.V. (DFKGT) ist der größte Zusammenschluss von Kunst- und GestaltungstherapeutInnen in Deutschland. Ziel ist es, die Interessen der Mitglieder durch eine starke Gemeinschaft berufspolitisch zu vertreten, ein offiziell anerkanntes Berufsbild zu etablieren und den fachlich-kollegialen Austausch zu fördern.