Die Musiktherapie ist eine Therapieform, die auf Basis des Leitsatzes „Musik ist der Schlüssel zur Seele“ den Klienten dazu führt, durch Klänge, Instrumente, Töne, Rhythmus und Stimme seine psychische und körperliche Gesundheit zu erhalten, wiederherzustellen und zu fördern. Musik ist dabei das Medium zum eigenen inneren Erleben. Unterstützt wird die Arbeit durch das reflektierte Gespräch über die Erfahrung mit der Musik zwischen Klient und Therapeut.
Ihre Geschichte und Entwicklung geht bis in die Frühantike zurück und zieht sich durch die letzten Jahrtausende. Von Beginn an wurde die Musik als harmonisierendes, heilendes Medium genutzt, dass von Dämonenvertreibung bis hin zu Melancholie – Behandlungen in einem weiten Feld genutzt wurde. Später fokussierte sich die Wissenschaft auf psychologische Aspekte der Heilung durch Musik und Klänge.
Im heutigen modernen Verständnis folgt die Musiktherapie tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen, systemischen, anthroposophischen und ganzheitlich- humanistischen Richtlinien. Sie grenzt sich klar von pharmakologischen und physikalischen Therapieformen ab. Weiterhin haben sich verschiedene musiktherapeutische Schulen entwickelt, wie z.B. integrative Musiktherapie, Orff- Musiktherapie, Guided Imagery and Music Psychotherapie. Wichtige Experten und Begründer der einzelnen Schulen sind u.a. Dr. Tonius Timmermann, Dr. Rosemarie Tüpker, Dr. Fritz Hegi, Dr. Hans-Helmut Decker-Voigt, Dr. Thomas Hillecke und Dr. Alexander Wormit.
Zu nutze macht die Musiktherapie sich die ersten ursprünglichen, basalen Berührungspunkte mit Musik, die jedem Menschen durch die Erfahrungen im Mutterleib eigen sind. Jeder Mensch hat aufgrund dieser Erfahrungen einen persönlichen Zugang zu Klängen, Tönen, Geräuschen und Rhythmus, z.B. durch den Herzschlag oder das Gluckern des Fruchtwassers.
Ein wichtiges Ziel innerhalb des therapeutischen Prozesses ist es, die Wahrnehmungsfähigkeit, das Erleben und die Beziehungsfähigkeit zu schulen und/ oder zu entwickeln. Die Musik an sich bietet dabei die Grundlage um Ressourcen zu aktivieren und sich zu stärken. Weiterhin können mit Hilfe der Musik Zusammenhänge im Fühlen, Erleben und Erinnern hergestellt werden.
Die Musiktherapie bietet dafür verschiedene Möglichkeiten.
Einerseits kann der Therapeut den Klienten Klänge, Töne, Rhythmen erfahren lassen. Der Klient hört zu, nimmt die Schwingungen und Vibrationen auf und erlebt die einzelnen Frequenzen. Dies wird anschließend verbalisiert und in die Lebens- und Erlebenswelt des Klienten integriert.
Andererseits ist es möglich, dass der Klient selber musiziert, ein Stück nachspielt, improvisiert, oder seinen Gefühlen über bestimmte einfach zu bedienende Instrumente (Klangschalen, Klanghölzer, Regenmacher, etc.) Ausdruck verleiht.
Oft werden die verschiedenen Settings kombiniert angewandt. Der Therapeut hat dabei stets die Aufgabe den Klienten zu begleiten, ihm Wege aufzuzeigen und mit ihm gemeinsam Lösungen für die Umsetzung im Alltag zu finden.
Die Wahl der Methodik unterscheidet sich je nach Krankheitsbild und Behandlungsort. Die zu behandelnden Symptome reichen von körperlichen Einschränkungen, über Traumata, Tinnitus bis hin zu psychischen Leiden und defizitären sozialen Fähigkeiten. Musiktherapie kann im klinischen und rehabilitativen Bereich, im außerklinischen, prophylaktischen Bereich, in der Schmerztherapie aber auch in der Beratung/ im Coaching oder in freier Praxis angewandt werden.
Informationen zur Begründerin/zum Begründer:
Die Musiktherapie besteht in ihrer ursprünglichen Form schon seid circa 4200 Jahren. Damals war die Musik mit ihrer magisch- mystischen Wirkung in ein Heilritual eingebunden, das die Kranken und/ oder die Heiler in einen tranceartigen Zustand versetzte. In diesem Zustand wurden die Götter beschworen und die Dämonen vertrieben.
In der Antike nutze man die Musik zur Wiederherstellung der geistig- seelischen Harmonie. Die Musik hatte eine reinigende, ordnende und erziehende Aufgabe.
Auch im Mittelalter, der Renaissance und dem Barock war die Musik ein wichtiger Teil des medizinischen Behandlungsweges. Bis Mitte des 16. Jh. war die Musik ein Ausbildungsfach im Medizinstudium.
Ab dem 19. Jh. fand die Musik ihren neuen Schwerpunkt innerhalb der Psychologie, insbesondere zur Behandlung von psychischen Krankheiten. Sie verschwand damit aus dem klassischen medizinischen Bereich.
Nach dem zweiten Weltkrieg bildeten sich vier große Strömungen heraus, die heilpädagogische, psychotherapeutische, medizinische und anthroposophische Orientierung. Diese bestehen noch heute und werden von Therapeuten, wie Dr. Thomas Hillecke, Dr. Tonius Timmermann und Dr. Rosemarie Tüpker begleitet.
Ablauf einer Sitzung
Eine Musiktherapeutische Sitzung kann im Einzel- oder Gruppenkontext stattfinden.
Nach der Begrüßung und der Einstimmung auf die Sitzung liegt der Fokus auf der bewussten Aufnahme von Musik und Schwingungen oder auch auf dem aktiven Mitgestalten von Rhythmus, Tönen, Musik. Eine weitere Möglichkeit besteht darin Musik zu reproduzieren/ nachzuspielen, wobei es nicht um das Ergebnis, sondern vielmehr um das (Gefühls-) Erleben bei der Durchführung geht.
Die genutzten Instrumente erhalten während dessen eine symbolische Funktion für bestimmte Personen, Gefühle und Situationen. Die Improvisation der Musik spielt dabei im therapeutischen Prozess eine wichtige Rolle. Es können damit Gefühle auf nonverbaler Ebene transportiert und für sich selbst hörbar gemacht werden.
Abschließend wird das in der Musik Erlebte auf sprachlichem Weg zusammengefasst und gemeinsam reflektiert.
Kosten einer Sitzung
Musiktherapie wird als Methodik oft in stationären Einrichtungen, Schulen, Heimen oder in Beratungsstellen, bzw. ambulant versorgenden Institutionen angeboten. Dort ist sie in die Arbeit in einem therapeutischen Gesamtkonzeptes eingebunden. Die Kosten werden in diesen Bereichen von den Krankenkassen übernommen.
In privaten Praxen ohne kassenärztliche Zulassung werden die Kosten nicht übernommen. Eine Sitzung á 60 Minuten kostet ca. 60 - 100 Euro.
Verbreitung der Methode
In Deutschland ist die Methodik weit verbreitet. Es gibt laut der deutschen musiktherapeutischen Gesellschaft diverse Arbeitsgemeinschaften und Netzwerke in den einzelnen Bundesländern. Es finden regelmäßige Tagungen, Forschungswerkstätten und Weiterbildungen statt.
Bundesweit gibt es ca. 120 Praxen zertifizierter Therapeuten, die die Methode im privaten Bereich anbieten.
Die Ausbildung zum Musiktherapeuten wird weltweit Angeboten, verstärkt jedoch in den europäischen Ländern.
Ausbildungsweg für Coaches / Therapeuten
Die zertifizierte Ausbildung zum Musiktherapeuten verläuft entweder über ein grundständiges Studium (Bachelor), bzw. Aufbaustudiengänge (Master) an verschiedenen deutschen Hochschulen oder über privatrechtliche Ausbildungen an deutschen Akademien, Instituten, etc.
Die Dauer des Studiums beläuft sich im Bachelor auf 3,5 Jahre und im Master 2 Jahre.
In Deutschland sind seitens der deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft klare Richtlinien für personelle Voraussetzungen und Eingangsvoraussetzungen zur Ausbildung gesetzt.
Zulassungsvoraussetzung sind das Abitur, ein klinisch/ therapeutisches Praktikum, bzw. ein 3- jähriger Fachschulabschluss mit Berufstätigkeit und eine musikalische/ musiktherapeutische Eignung.
Die Kosten belaufen sich im Bachelor auf monatlich ca. 600 Euro, im Master variieren die Kosten je nach Universität (100 - 600 Euro pro Monat).
An den privaten Ausbildungsinstituten variieren die Zulassungsvoraussetzungen und Kosten ebenfalls je nach Anbieter (200 - 600 Euro pro Monat).
(Berufs-)Verband, Verein
Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft (DMtG) ist mit 1500 Mitgliedern der größte Verein für Musiktherapeuten in Deutschland. Der Verband zeichnet sich durch seine Kombination aus wissenschaftlicher Fachgesellschaft und Berufsverband aus und ist Methodenübergreifend. Es besteht ein guter Kontakt zu anderen deutschen musiktherapeutischen methodenspezifischen Verbänden.
Als besondere Aufgabe neben der Forschung, Lehre und Praxis, sieht die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft die Etablierung der Musiktherapie im Gesundheitswesen.