Die Psychoanalyse ist eine psychodynamische Theorie, eine diagnostische Methode zur Erforschung der tiefen Schichten der Psyche und eine psychotherapeutische Behandlungsmethode für psychische Erkrankungen. Es existieren innerhalb des Psychoanalytischen Theoriegebäudes verschiedene Richtungen, die sich hinsichtlich der Methodik, Therapie und einiger Konzepte unterscheiden. Allen Richtungen der Psychoanalyse liegen jedoch zwei grundlegende Annahmen über die menschliche Psyche zu Grunde:
- Verhalten und Erleben hat immer eine psychische Ursache, ist also psychisch determiniert.
- Die wahren Ursachen unseren Verhaltens und Erlebens bleiben uns in der Regel verborgen. Bewusstheit ist eher die Ausnahme als die Regel.
Davon ausgehend entwarf Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, das Drei-Instanzen-Modell der Persönlichkeit (auch bekannt als „psychischen Apparat“). Die Psyche setzt sich dieser Theorie nach aus drei abgegrenzten Bereichen zusammen, dem ES, dem ICH und dem ÜBER-ICH.
Das ES, das Reservoir der psychischen Energie, ist hierbei die unbewusste Instanz in der animalische Triebimpulse entstehen, die von dort nach Befriedigung drängen. Impulse aus dem ES gelangen in das Bewusstsein und die Wahrnehmung durch das ICH, das die zentrale Steuerungs- und Vermittlungsinstanz zwischen der inneren psychischen Welt und der äußeren Realität darstellt. Das ICH entscheidet darüber, welche Impulse umgesetzt werden, wie sie umgesetzt werden und wann sie umgesetzt werden. Starken moderierenden Einfluss hat hierbei das ÜBER-ICH, die moralische Instanz, die aus (Verhaltens-)Regeln, Werten und gesellschaftlichen Normen besteht. Handelt das ICH entgegen den Vorgaben des ÜBER-ICH entstehen Schuldgefühle, handelt es hingegen im Sinne dessen, kommt Stolz auf. Psychosomatische Symptome entstehen nach Freud durch einen ungünstigen Kompromiss zwischen Triebwunsch aus dem ES und Wunschabwehr. Ungünstig in dem Sinne, dass sich der Mensch nicht mehr flexibel an innere und äußere Anforderungen anpassen kann. Es entsteht ein innerer Konflikt zwischen dem ICH und dem ES/ ÜBER-ICH und der Außenwelt. Das ICH wird durch die aufkommenden Impulse überwältigt, was in großer Angst resultiert und dazu führt, dass verschiedene Abwehrmechanismen aktiviert werden.
Beispiele von Abwehrmechanismen:
Verdrängung - Die Triebimpulse werden vom Bewusstsein ausgeschlossen.
Projektion – Anderen werden die eigenen unerwünschten Wünsche unterstellt.
Identifizierung – Man identifiziert sich mit der bedrohlichen Person um die Bedrohung, die von dieser Person ausgeht, zu reduzieren. Ein bekanntes Beispiel wäre das Sympathisieren von Geiseln mit ihren Entführern (Stockholm-Syndrom).
Reaktionsbildung – Man reagiert dem eigentlichen Impuls genau entgegengesetzt.
Als gesunde Form des Abwehrmechanismus gilt die Sublimierung, wo der Triebimpuls in eine gesellschaftlich akzeptierte Form wie der Kunst oder einer ähnlich kulturell anerkannten Verhaltensweise übersetzt wird.
Im Rahmen einer Psychoanalyse werden schädliche Abwehrmechanismen als solche entlarvt, unbewusste Motive werden näher erforscht und abgespaltene Teile des Selbst werden neu integriert. Dies ist jedoch nicht ohne aufkommenden Widerstand des Unbewussten des Patienten möglich. Schließlich besaß die Abwehr schon damals eine sinnvolle Funktion, nämlich der Auseinandersetzung mit den potentiell überwältigenden Angstimpulsen aus dem Weg zu gehen. Die Expertise des Psychoanalytikers geht nun darauf zurück, diesen Widerstand zu überwinden und mit dem Patienten zusammen den zugrunde liegenden inneren Konflikt erneut zu durchleben. Dies führt zwangsläufig zu einer Regression des Patienten, er fühlt sich in das Alter, in dem das Trauma geschah zurückversetzt.
Ein weiteres Konzept mit dem die Psychoanalyse arbeitet ist das der Übertragung. Der Patient überträgt eigene Beziehungs- und Persönlichkeitsmuster auf den Therapeuten und schafft so einen wichtigen Wahrnehmungsraum für Aufdeckungen von konfliktbehaftetem Material. Weitere Konzepte Freuds wie der der Phasenlehre und des Ödipuskomplexes seien an dieser Stelle ausgelassen, da sie in der heutigen Anwendung der Psychoanalyse aufgrund ihres stark umstrittenen Charakters keine so starke Bedeutung mehr haben.
Die Wirksamkeit der Psychoanalyse ist aufgrund des langwierigen und potentiell zeitlich unbeschränkten Charakters schwer zu untersuchen. Untersuchungen zur Effektivität der Psychoanalyse im Vergleich zur Verhaltenstherapie (VT) ergaben jedoch ähnlich gute Effekte kurz nach beendeter Therapie. Der große Vorteil der Psychoanalyse zeigt sich jedoch erst auf längerer Sicht. In einer 13-jährigen Langzeitstudie der Londoner Tavistock Klinik hatten zwei Jahre nach der Behandlung 44% der Patienten keine Depression mehr, im Vergleich zu lediglich 10% der mit VT behandelten Patienten.
Informationen zur Begründerin/zum Begründer:
Der Österreicher Sigmund Freud (*6.5.1856, gestorben 23.9.1939), Kulturtheoretiker und ausgebildeter Neurologe, war der Begründer der Psychoanalyse. Durch seine Tiefenpsychologischen Theorien der menschlichen Psyche gilt er als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich in Deutschland geboren, siedelte seine Familie vier Jahre später nach Österreich um, wo er bis zur Nationalsozialistischen Besetzung im Jahre 1938 residierte und wirkte, bevor er 1939 in London verstarb. Nach seinem Studium der Medizin war er als Arzt tätig und verfolgte nebenbei seine Forschungen zum Zentralnervensystem des Menschen. Schon früh fühlte er sich mit der Tatsache konfrontiert, dass es keine rational begründete Therapie zur Behandlung psychiatrischer Störungen gab. Aus einer Hypnose-Demonstration von Hippolyte Bernheim leitete er erstmals für sich die Existenz des Unbewussten her und entwickelte das Konzept der freien Assoziation. Entscheidend für Freuds psychoanalytische Theorie war auch die Begegnung mit dem Wiener Internisten und Physiologen Joseph Breuer. Dieser behandelte seine damalige Patientin Bertha Pappenheim erfolgreich, indem er sie über die belastenden Ereignisse sprechen ließ. Seine große Bewunderung für Breuers Behandlungsmethode, der eine Art Vaterfigur für ihn war, ließ ihn Breuer später sogar zum eigentlichen Gründer der Psychoanalyse ernennen.
1908 gründete er als Folge seiner Entdeckungen die „Mittwochabendgesellschaft“, wo sich jede Woche in seiner Wohnung interessierte Kollegen und Schüler versammelten, u.a. der Gründer der Individualpsychologie Alfred Adler, später auch der Schweizer Psychiater C.G. Jung, um die Methode zu diskutieren und zu erlernen.
Ablauf einer Sitzung
Die analytische Psychotherapie geht in der Regel über einen mehrere Jahre andauernden Zeitraum mit drei bis fünf einstündigen Sitzungen pro Woche und einer Gesamtlaufzeit von bis zu 300 Stunden. Zunächst wird in einigen probatorischen Sitzungen herausgefunden, ob die Chemie zwischen Patient und Therapeutin stimmt. Noch viel mehr als andere Therapieformen lebt die Psychoanalyse von einer sehr guten, vertrauensvollen und offenen Beziehung zwischen Analytiker und Analysand.
Falls zu einer Therapie übereingekommen wird, liegt die Patientin fortan auf einer Couch, der Analytiker sitzt hinter ihr und hört mit der sogenannten „gleichschwebenden Aufmerksamkeit“ zu. In der Psychoanalyse geht es nicht um die Verkündung von Wahrheiten oder Ratschlägen. Vielmehr nimmt sich die Therapeutin, ihre eigenen Erfahrungen und Wissen so gut es geht aus der Gleichung heraus und versucht einen Dialog „vom Unbewussten zum Unbewussten“ herzustellen. Der Analysand hat die Aufgabe durch freie Assoziation ungefiltert das zu sagen, was ihm durch den Kopf geht, gleich wie unbedeutend oder gar peinlich es für ihn sein mag. Die Aufgabe der Analytikerin ist im Wesentlichen, ihre Deutungen kund zu tun und die aufkommenden Widerstände zusammen mit dem Patienten zu bearbeiten.
Kosten einer Sitzung
Die Kosten für eine kassenärztlich übernommene Sitzung betragen 82,96€, respektive 62,91€ für eine probatorische Sitzung. Auf privat versicherte Patienten kommen zunächst Kosten in Höhe von 92,51€ pro Sitzung zu. Für beide Patientengruppen wird im Erstantrag eine analytische Psychotherapie von 80-160 Stunden von den Kassen übernommen, maximal jedoch in einem Gesamtumfang von 300 Stunden.
Verbreitung der Methode
Als erste umfassende Persönlichkeitstheorie mit integrierter Behandlungsmethode der Geschichte genießt die Psychoanalyse nach wie vor einen sehr großen weltweiten Bekanntheitsgrad. Die analytische Psychotherapie macht ca. 6% aller in Deutschland über die Krankenkassen genehmigten Therapien aus.
Ausbildungsweg für Coaches / Therapeuten
Die Kosten für eine kassenärztlich übernommene Sitzung betragen 82,96€, respektive 62,91€ für eine probatorische Sitzung. Auf privat versicherte Patienten kommen zunächst Kosten in Höhe von 92,51€ pro Sitzung zu. Für beide Patientengruppen wird im Erstantrag eine analytische Psychotherapie von 80-160 Stunden von den Kassen übernommen, maximal jedoch in einem Gesamtumfang von 300 Stunden.
(Berufs-)Verband, Verein
Die DGPT (Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie e.V.) ist der nationale Spitzenverband der Fachgesellschaften DGAP, DGIP, DPV, DPG und 19 freien psychoanalytischen Instituten. In den 16 Landesverbänden der DGPT werden 56 weitere Institute organisiert. Ziel ist die Weiterentwicklung, Pflege und Verbreitung der Psychoanalyse in Forschung, Lehre, Prävention und Behandlung. Seit 1965 wird von ihr jährlich ein Fachkongress abgehalten.
Ich habe keine Einzelanalyse gemacht sondern Gruppentherapie, das heißt, einmal wöchentlcih ca. 8 feste Gruppenteilnehmer und der Analytiker. Er selbst sagte während der Sitzungen eigentlich eher wenig, gab nur abschließend seine Deutungen kund.
Hat es irgendwas gebracht? Auf jeden Fall: es war wohl wie in jedem Gruppensetting schon mal hilfreich zu sehen, dass andere Menschen auch (ähnliche) Probleme haben. Auch wiederholten sich bekannte Dynamiken z.b. aus der Familie in der Gruppe, die dann aufgegriffen und bearbeitet werden konnten. Manche Deutung vom analytiker war auch erhellend, ich mochte besonders seine Hinweise zu Träumen.
Auf der anderen Seite hat mich geärgert, dass es immer wieder auf die selbe Formel zulief: Sie sind so, weil ihre Eltern damals blabla. Na und? Was bringt mir das Verstehen, dass ich mich vielleicht schwer tue auf eine Beziehung einzulassen, weil mein Vater uns verlassen hat als ich 12 Jahre alt war. Mir war das zu fatalistisch gedacht. Ich habe später in anderen Therapien gemerkt, dass mich eine positive Psychologie, lösungs- und ressourcenorientierung mir mehr gibt. Als ich nach einem Jahr die Gruppe verließ, weil ich einen Studienplatz in einer anderen Stadt bekam hatte ich den Eindruck, der Analytiker sei gerade zu persönlich gekränkt. Er verabschiedete mich mit den Worten “Sie müssen auf jeden Fall weiter machen mit einer Therapie sonst werden sie große Probleme bekommen”. Was für eine negative Prophezeiung war das denn bitte? War bestimmt gut gemeint aber völlig daneben.
Ich denke die Analyse hat auf jeden Fall kostbares beizutragen, Freunde von mir haben langjährige Analysen hinter sich, teilweise mehrmals die Woche liegend, und sind sehr dankbar dafür. Es gibt wie so oft nicht DIE Analyse sondern es steht und fällt mit dem Analytiker. Und die Frage die ich mir stelle ist, gibt es nicht auch schnellere Wege und ich meine Antwort ist JA.