Die Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT) ist ein psychologisches Verfahren, das zu der Gruppe der Verhaltenstherapien gehört. Dazu gehören noch die Verhaltenstherapie an sich (VT) und die Kognitive Verhaltenstherapie nach Beck (KVT). Die REVT ist die älteste und erste Form der kognitiven Verhaltenstherapien und wurde 1955 von Albert Ellis entwickelt. Alle Verhaltenstherapien bauen auf seinem ABC-Modell auf.
ABC-Modell
A = activating event – ein auslösendes Ereignis, das von außen kommen kann oder auch nur in der Vorstellung existiert, z.B. kann die Angst vor Spinnen schon bei der bloßen Vorstellung einer Spinne eine Reaktion auslösen
B = belief system – Glaubensüberzeugungen, hier wird das auslösende Ereignis unbewusst bewertet, diese Bewertung kann rational, also logisch und der Situation angemessen oder auch irrational, also nicht logisch und der Situation angemessen sein
C = consequences – Konsequenzen, ein Verhalten oder eine emotionelle Reaktion aufgrund der Bewertung, z.B. Herzrasen bei dem Gedanken an eine Spinne
In der Therapie wird das ABC-Modell zum ABC-DE-Modell erweitert. Dabei steht „D“ für Disputation, das heißt, die irrationale Bewertung wird systematisch mit logisch-empirischen Mitteln hinterfragt. Das Ziel ist es, diese Bewertung aufzugeben und durch eine rationale zu ersetzten. Das „E“ steht für den Effekt, den diese Disputation erzielt.
Wird ein Ereignis irrational bewertet, kann eine unangemessene Reaktion erfolgen, die wiederum den Alltag des Menschen negativ beeinflussen und zu Störungen führen kann. Albert Ellis unterteilt Irrationale Überzeugungen in 4 Grundkategorien:
Katastrophisierung – Die negativen Folgen einer Situation übertrieben darstellen, „Es wäre schrecklich, fürchterlich, wenn...“
Niedrige Frustrationstoleranz – Der Glaube man könne einen Menschen, ein Verhalten oder eine Sache nicht ertragen
Globale negative Selbst- und Fremdverurteilung – Fehler der eigenen Person oder anderer werden als entsetzlich eingestuft und generalisiert, „Ich tauge nichts, bin wertlos...“
Absolute Forderungen/Mußturbation – Muss-Gedanken, „Ich muss..., die anderen müssen...“
Das ideale Ziel der REVT ist es, zu einer rationalen Lebensanschauung zu verhelfen um nicht nur mit aktuellen Problemen, sondern auch mit zukünftigen Problemen angemessen umzugehen. Es wird gelernt, seine Überzeugungen kritisch zu betrachten, sie als selbstwertdienlich oder selbstwertschädlich einzuschätzen und bei Bedarf entsprechend selbst zu modifizieren. Man soll zu der Erkenntnis kommen, dass man seinen Problemen nicht hilflos ausgeliefert ist. Man kann aus eigener Kraft Veränderungen vornehmen.
Die REVT ist eine empirisch fundierte Psychotherapieform und berücksichtigt außer kognitiven auch behaviorale und emotive Methoden. Das grundlegende Prinzip besagt, dass die Kognition der wichtigste Bestimmungsfaktor der Emotion darstellt. Deshalb liegt der Hauptansatzpunkt darin, die Kognition zu verändern, also rationales und logisches Denken zu erlernen, um die Emotionen zu verändern.
Informationen zur Begründerin/zum Begründer:
Albert Ellis wurde 1913 in Pittsburgh, USA geboren und verstarb 2007 in New York. Als kleiner Junge hatte er große gesundheitliche Probleme, wodurch er viel Zeit in Krankenhäusern verbrachte. Seine Eltern waren ihren Kindern gegenüber emotional sehr distanziert und boten ihm kaum Unterstützung in dieser schweren Phase. Schon in der Schule war er sehr am Schreiben interessiert und träumte davon ein Schriftsteller zu werden. Um diesen Traum zu verwirklichen studierte er Betriebswirtschaft mit dem Plan zuerst finanziell auszusorgen. Er arbeitete auch eine Zeitlang in kaufmännischen Berufen, bevor er 1942 sein Studium in Klinischer Psychologie begann. In seiner Freizeit widmete er sich immer wieder dem Schreiben und hatte im Alter von 28 Jahren schon fast 24 Manuskripte fertiggestellt. Ellis eröffnete1943 eine Praxis für Familien- und Sexualberatung. Er lehrte an der Universität und war im Krankenhaus als Klinischer Psychologe tätig. Wie die meisten Psychologen zu dieser Zeit, interessierte er sich für die Freudsche Psychoanalyse, begann diese aber immer mehr zu hinterfragen. 1955 ließ er ganz von ihr ab und entwickelte stattdessen seine rational-emotive Therapie, mit der er sich besser identifizierte. 2 Jahre später publizierte er sein erstes Buch zur REVT „How to live with a neurotic“. Darauf folgten noch insgesamt 53 weitere Bücher und über 600 Artikel. 1959 gründete Ellis das „Albert Ellis Institute“ in New York, für das er bis zu seinem Tod tätig war. Albert Ellis war drei Mal verheiratet.
Ablauf einer Sitzung
Die REVT wird sowohl in Gruppen-, als auch in Einzelsitzungen angewandt. Im Normalfall ist eine Reihe von Sitzungen notwendig, die aufeinander aufbauen. Das Verhältnis zwischen Therapeut und Ratsuchenden ist sehr wichtig, weshalb am Anfang ein erstes gegenseitiges Kennenlernen und das Vereinbaren von Zielen anstehen. In der Therapie werden offene Gespräche mit verschiedenen Übungen kombiniert. Möglich sind z.B. Vorstellungsübungen, bei denen man sich in eine Situation hineinversetzt oder Verhaltensübungen, bei denen man bewusst schwierigen Situationen ausgesetzt wird. Oft gibt der Therapeut auch Übungen mit, die man dann selbst im Alltag anwenden kann. Dazu gehören z.B. Entspannungsübungen und das Führen eines Tagebuches. Eine Sitzung dauert in etwa 60 Minuten und findet einmal pro Woche statt.
Kosten einer Sitzung
Bei psychischen Erkrankungen wie z.B. Depressionen oder Angststörungen wird die Behandlung von der Krankenkasse übernommen, wenn der psychotherapeutische Anbieter eine Approbation hat. Dafür muss vor Beginn einer Therapie der Antrag bei der Krankenkasse eingereicht werden. Die Genehmigung kann jedoch einige Wochen bis Monate dauern. Als Selbstzahlerleistung kosten Sitzungen ab 60 Euro pro Stunde.
Verbreitung der Methode
Die Verhaltenstherapie ist eine in Deutschland anerkannte Behandlungsmethode. Kognitive Verhaltenstherapien wie die REVT zählen inzwischen zu den in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich am besten abgesicherten Therapieverfahren. Viele Psychologische Psychotherapeuten in Deutschland haben eine Weiterbildung in der REVT und bieten diese Spezialisierung an.
Ausbildungsweg für Coaches / Therapeuten
Es gibt verschiedene private Institute in Deutschland, die eine Aus- bzw. Weiterbildung in REVT anbieten. Die Ausbildung richtet sich vor allem an Psychologen und Ärzte, ist aber teilweise auch offen für andere Berufsgruppen. DIREKT e.V. als Tochterinstitut des Albert Ellis Instituts bietet einen Grundkurs und einen Aufbaukurs zur REVT an. Der Grundkurs vermittelt an 5 Wochenenden (insgesamt 80 Stunden) Grundlagenwissen über Vorlesungen und praktische Gruppenübungen. Im Anschluss daran kann der Aufbaukurs belegt werden. An 6 Wochenenden finden Praxisworkshops statt, an denen weitere Inhalte und die praktische Anwendung in Therapie-Trainings vermittelt werden.
(Berufs-)Verband, Verein
„The Albert Ellis Institute“ ist ein Verband in New York, USA, der Therapeuten ausbildet, Forschung zur REVT betreibt und Informationen bereitstellt. Hier kann man eine Auflistung von Therapeuten weltweit finden. Das deutsche Tochterinstitut ist das „DIREKT e.V.“ (Deutsches Institut für Rational-Emotive & Kognitive VerhaltensTherapie). Das Institut ist akkreditiert bei der Bayerischen Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten & der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Es bietet Informationen zur Ausbildung und Workshops, zu Trainern und zur deutschsprachigen „Zeitschrift für Rational-Emotive & Kognitive Verhaltenstherapie“.