Ruth Cohn entwickelte die themenzentrierte Interaktion unter den Wertvorstellungen eines humanistischen Menschenbildes, ihren eigenen Erfahrung aus Verfolgung und Emigration und den Einflüssen der Reformpädagogik und Körpertherapien. Einen für ihre Arbeit hilfreichen Einfluss übten Personen, wie Fritz Perls (Gestalttherapie), Carl Rogers (klientenzentrierte Gesprächsführung) oder Asya Kadis (Gruppentherapie) auf sie aus.
Ihr Ziel war es, einen Weg von einer Behandlung des Einzelnen hin zu einer demokratischen Pädagogik, einer „Pädagogik für Alle“ zu schaffen. Ihr war es ein Anliegen, „dem ursprünglich gesunden Menschen ein Leben zu ermöglichen, in dem er auch gesund bleiben kann“.
Innerhalb der TZI stehen vier Faktoren, drei Axiome und bestimmte Hilfsregeln der Kommunikation im Fokus. Ebenso gibt es einen offiziell benannten Gruppenleiter, der die Gruppe anleitet, instruiert und befähigt, die Veränderungen selbstständig umzusetzen und neue den neuen Kooperations- und Kommunikationsstil zu etablieren.
Das Vierfaktorenmodell beschreibt das, was eine Gruppe ausmacht – die Person (Ich), die Gruppenaktion (Wir), die Aufgabe (Es), das Umfeld (Globe). Wichtig ist es diese Faktoren im dynamischen Gleichgewicht zu halten. Diese Aufgabe kommt insbesondere dem Gruppenleiter zu. Er verhält sich modellhaft, fühlt sich in die Themen ein, erspürt weiterführende Themen und beachtet die Einhaltung der Axiome und aufgestellten Regeln. Er ist dabei jedoch auch in einer teilnehmenden Position.
Die drei bestehenden Axiome beschreiben die Wertevorstellungen und das Menschenbild innerhalb der TZI. Diese sind:
- Der Mensch ist autonom und wechselseitig abhängig zugleich (Interdependenz). Das Autonomieerleben ist umso größer, je mehr sich der Einzelne seiner Interdependenz mit seiner Umwelt bewusst ist.
- Respekt und Wertschätzung als grundsätzliche Entscheidungsbasis ist notwendig. Allem Lebendigen gebührt Achtung.
- Freie Entscheidung ist innerhalb der gegebenen inneren und äußeren Grenzen möglich.
Wichtig ist dabei, dass man als Gruppenmitglied für sich selbst und den Verlauf des Gruppenprozesses verantwortlich ist („Chairperson“) und auftretende Störungen der Kommunikation immer Vorrang im Prozess haben und geklärt werden sollten, bevor inhaltlich weiter gearbeitet wird.
Um diese Axiome umsetzen zu können, hat Cohn bestimmte Hilfsregeln der Kommunikation entwickelt. Diese sind u.a.
- Sprich per ‚Ich’ in deinen Aussagen – vertritt dich selbst.
- Wenn du fragst, sage warum du fragst.
- Halte dich mit Interpretationen zurück. Sprich deine persönlichen Reaktionen aus.
- Sei sparsam mit Verallgemeinerungen.
Wichtig ist dabei, dass diese Regeln nicht in einer starren Form oder Gesetz eingesetzt werden. Laut Cohn „helfen Hilfsregeln, wenn sie helfen“.
Angewandt wird die TZI innerhalb verschiedenster Bereiche, wie z.B. dem Management, der Team-, Organisations- und Personalentwicklung, der Schule, innerhalb der psychologischen Beratung und Therapie, in der Supervision, in der Erziehung, in der Seelsorge, etc. Im Allgemeinen kann die TZI in Gruppen angewandt werden, die ihren Kooperations- und Kommunikationsstil verbessern wollen. Sie kann jedoch ebenso auf die persönliche Lebensgestaltung und die Persönlichkeitsbildung des Einzelnen einwirken.
Eine wissenschaftliche Entwicklung findet vor allem im Bereich der (Sozial-) Pädagogik statt.
Informationen zur Begründerin/zum Begründer:
Ruth Cohn wurde 1912 in Berlin geboren. Sie wuchs in einer deutsch- jüdischen Familie in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Mit 19 Jahren begann sie ihr Studium der Nationalökonomie und der Psychologie in Heidelberg und Berlin. 1933 flüchtete sie nach Zürich, wo sie weiterhin Psychologie, aber auch Pädagogik, Theologie, Literatur und Philosophie studierte und eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin absolvierte.
1941 emigrierte sie in die USA (New York), schloss eine Ausbildung in Early Childhood Progressive Education ab und führte eigene psychotherapeutische Studien durch. 1944 erwarb sie ihren Abschluss als Diplompsychologin.
Darauf folgte eine Niederlassung in einer eigenen privaten psychotherapeutischen Praxis in New York. Während dieser Arbeit und auch durch den Einfluss ihrer gruppentherapeutischen Ausbildungen u.a. bei Asya Kadis, Sandy Flowermann und Alexander Wolf entfernte sich ihr Behandlungsstil weg von der klassischen Psychoanalyse hin zur Erlebnistherapie.
Während dieser Zeit war sie beteiligt am Aufbau der National Psychological Association for Psychoanalysis (NPAP).
Anfang der 60er Jahre begann sie erstmals in mit der Themenzentrierten Interaktion in Wirtschaftsunternehmen zu arbeiten. Weiterhin bildete sie sich bei Fritz Perls in Gestalttherapie weiter und gründete anschließend in New York und der Schweiz das Workshop Institute for Living- Learning (WILL), das später in das Ruth Cohn Institute for TCI international (RCI) überging.
1974 kehrte sie nach Europa zurück und erhielt den Ehrendoktortitel ( h.c. ) der Psychologischen Fakultät Hamburg verliehen.
1975 veröffentlichte sie ihr erstes Buch mit dem Titel „Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion“.
In der Schweiz arbeitete sie in ihrer freien Praxis und war als Lehrerin für TZI tätig.
Sie erhielt im Jahr 1992 das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und erhielt 1994 einen weiteren Ehrendoktortitel vom Institut für Psychologie der Universität Bern verliehen.
2010 starb sie in Langenfeld bei Düsseldorf.
Ablauf einer Sitzung
Innerhalb des therapeutischen Prozesses werden, wenn die TZI zum Einsatz kommt, vorerst die Regeln kommuniziert. Der Therapeut übernimmt sozusagen die Rolle des Gruppenleiters und achtet auf die Einhaltung der Regeln.
Innerhalb von Gruppenseminaren werden die Axiome und Hilfsregeln nach theoretischer Fundierung praxisnah, je nach Thema des Workshops/ Seminars umgesetzt. Es findet Selbsterfahrung und Austausch in der Gruppe statt.
Interkulturalität hat einen wichtigen Stellenwert innerhalb der Seminare. Es begegnen sich Personen mit verschiedenen Berufen und verschiedenen Lebenswelten. Das bietet eine gute Grundlage um mit- und voneinander zu lernen.
Themen der Seminare können z.B. verschiedene Methodiken, die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit, körperorientierte Ansätze oder kreative Ansätze sein.
Kosten einer Sitzung
Da die TZI im üblichen therapeutischen Prozess keine eigene Therapieform darstellt, sondern in den Prozess in Form von Kommunikationsregeln etc. integriert wird, gibt es hier keine spezifischen Kosten.
Die Kosten variieren, je nach dem ob ein kassenärztlich zugelassener Therapeut mit Hilfe der TZI arbeitet (Kosten übernimmt die Krankenkasse), oder ob der Therapeut keine kassenärztliche Zulassung hat (Kosten je nach Honorar).
Die Kosten eines TZI Seminars (2-3 Tage) belaufen sich auf ca. 400 Euro.
Verbreitung der Methode
Die TZI ist eine seit über 30 Jahren weltweit eingesetzte Methodik, mit der in den Bereichen der Bildung, in Organisationen oder auch in der Beratung gearbeitet wird.
Auf Youtube gibt es Klickraten von einigen Hundert Klicks bis hinzu ca. 28.000 Klicks.
Die Seminar- Angebote der Ruth Cohn Institute bestehen im gesamten deutschsprachigen Raum (inkl. Österreich, Schweiz).
Ausbildungsweg für Coaches / Therapeuten
Es besteht die Möglichkeit eine Ausbildung zum TZI-Trainer in den einzelnen regionalen Instituten zu absolvieren.
Die Ausbildung gliedert sich in eine Grundausbildung, eine Aufbauausbildung und die Graduierung zur Lehrbefähigung.
Die Grundausbildung umfasst min. 117 Arbeitseinheiten à 90 Minuten und läuft über einen Zeitraum von 2-3 Jahren. Sie endet mit der Vergabe eines Zertifikates.
Die Kosten belaufen sich auf ca. 1900 Euro
Die Aufbauausbildung umfasst min. 135 Arbeitseinheiten à 90 Minuten. Neben diversen Workshops finden ausbildungsbegleitend in Peer Groups ein selbstorganisiertes Lernen statt (min 40 Sitzungen à 90 Minuten). Zum Abschluss erhält man ein Diplom in TZI.
Die Kosten belaufen sich auf ca. 2000 Euro
Eine Graduierung kann auf Antrag erworben werden.
Es werden für junge Erwachsenen (17 -27 Jahre) ebenfalls Grundausbildungen und Info- Workshops zu günstigeren Konditionen, je nach Einkommen, angeboten.
(Berufs-)Verband, Verein
Das Ruth Cohn Institute for TCI international (RCI) ist ein Verband, der vor allem die Qualität der Aus- und Fortbildung der themenzentrierten Interaktion fördert und sichert. Er ist ebenso Dachverband für 19 regionale und fachlich organisierte Vereine. Derzeit zählen die Vereine insgesamt ca. 2200 Mitglieder. Etwa 1000 Mitglieder sind vom RCI diplomiert. 130 Personen sind als vertraglich verpflichtete Lehrpersonen tätig.