Die Visionssuche ist eine klar strukturierte und rituelle Methode, die in vielen Kulturen als verbreiteter Ritus dient, um ungeklärten Lebensfragen nachzugehen und den Sinn des Daseins zu entdecken. Selbst in der westlichen Kultur wurden lange Zeit wesentliche Übergangssituation, wie z.B. der Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen, oder eine Heirat begleitet. Viele Vertreter der Visionssuche sehen das Wissen und die Möglichkeiten von rituellen Räumen, der Initiation und Selbstreflexion als nicht mehr vorhanden. Da wir allerdings in einer multioptionalen Gesellschaft leben, wird die Visionssuche von den Vertretern empfohlen. Sie soll der Neuorientierung im Leben dienlich sein. Übergänge und Veränderungen des Lebens, welche im Mikrokosmos des Individuum, sowie global stetig wirken, schaffen Ängste und Unsicherheiten vor dem Neuen. Beispiele wären hierbei die Kindheit, die Pubertät, das Alter und der Tod. Hierbei dient die Visionssuche dem Teilnehmer diese Veränderungen anzunehmen. Das Ziel ist es, sich durch eine vorher gut geplante Vorbereitung, sowie Nachbereitung über vier Tage/Nächte in der Natur aufzuhalten. Während dieser Zeit werden freiwillig einige Regeln eingehalten, welche den Verzicht von Nahrung, das Alleinsein in der Wildnis und das Übernachten unter freiem Himmel beinhalten. Im Rahmen der Visionssuche wird nur eine minimale Ausrüstung für jegliche Witterung mit genommen. Der Grund hierfür wird als direkte Auseinandersetzung mit dem Selbst im Spiegel der Natur bezeichnet und ein Wachstum, welcher von Innen nach Außen realisiert werden soll. Die Visionssuche ist pankulturell, das heißt kultur- und religionsübergreifend. Einige Schulklassen gestalten Übergangsrituale in der Natur, um den Schulabgängern Orientierung für den beruflichen und persönlichen Weg zu geben. Andere Schulen bieten eine Solozeit in der Natur mit Vor- und Nachbereitung an, um den Übergang von der Kindheit ins Jugendalter im Kontext der sozialen Gruppe gelingend zu gestalten. Stiftungen, Arbeits- und Jugendämter nehmen das Ritual der Visionssuche mit prozessbegleiteten Elementen ebenso in ihre Programme auf wie kirchliche Organisationen. Arbeitslose Jugendliche in Südafrika, die in Städten auf der Straße leben, werden durch das Ritual der Visionssuche zu ihren Wurzeln in der Natur zurückgeführt. Statt Resozialisierung steht die Wiederverbindung mit den eigenen Potenzialen und der Natur im Vordergrund.
Visionssuche für Jugendliche
Die Zahl der Angebote ist durch eine erhöhte Nachfrage von Jugendlichen, Eltern und Institutionen gewachsen. Die Visionssuche dient als klassisches Initiationsritual für Jugendliche. Die Vertreter gehen davon aus, dass die Grenzen zur Erwachsenenwelt in unserer Gesellschaft verschwommen sind und es Vorbilder und Rollenmuster fehlen. In der Jugendpsychologie spricht man von „Identitätsdiffusion“ und bezeichnet damit das Unvermögen, sich auf Werte, Entscheidungen und Ziele einzulassen. Dieser Prozess ist auch gekennzeichnet durch
wachsende Passivität, Abgabe der Eigeninitiative (Arbeitslähmung), Regression (Rückentwicklung) auf frühere Entwicklungsstufen oder das Leben in Phantasiewelten. Drogenmissbrauch und die Suche nach Sicherheit in totalitären Gruppen können dann die Folge dieses Mangels an Identität sein. Die Visionssuche schafft eine Möglichkeit dies zu vermeiden.
Visionssuche für Unternehmer
Für Manager und Unternehmer wird die Visionssuche meist als Teil oder Kern eines umfassenden Trainings angeboten. In der Visionssuche kann es zu folgenden Fragen kommen.
* Worin besteht der Sinn jenseits von funktionaler Leistung?
* Wie sind Persönlichkeit und Beruf verbunden?
* Was bin ich jenseits der Aufgabe?
* Wem gegenüber trage ich Verantwortung?
* Was trägt mich durch die hohen Anforderungen und die Einsamkeit des Führens hindurch?
Was ist meine Identität, was nährt meine Seele
Visionssuche für Kranke und Sterbende
Als ein besonderes Angebot ist die Visionssuche für Schwerkranke und Sterbende anzusehen. Die Auseinandersetzung mit dem Tod wird hier zu einem bedeutenden Thema. Die Struktur ist im Allgemeinen offener und kann in enger Absprache mit den Teilnehmenden geplant und durchgeführt werden. Dieses Angebot kann auch von Ärzten begleitet werden.
Informationen zur Begründerin/zum Begründer:
Die Ursprünge der Visionssuche findet man in indigenen Kulturen, wie den Inuits und Indianern des nordöstlichen, zentralen und westlichen Nordamerikas, sowie bei vereinzelten Stämmen Südamerikas.
Die heutige, in der westlichen Kultur angebotene Visionssuche wurde in den 1970er Jahren von dem Psychologen Dr. Steven Foster und seiner Frau Meredith Little entwickelt. Es handelt sich nicht um die Nachahmung eines konkreten indianischen Rituals. Vielmehr entnahmen Foster und Little drei Elemente indigener Praktiken, um daraus eine neue Form der Visionssuche zu kreieren.
1. Die Methoden Nahrungsentzug, Alleinsein, sich in der Natur befinden und Schlafentzug
2. Der Teilnehmer sucht nach Erkenntnisse in seiner eigenen Psyche
3. Die Phasen der Ablösung - Schwellenzeit – Wiedereingliederung
Ablauf einer Sitzung
Vorbereitungsphase à 4 Tage
Jede Visionssuche beinhaltet eine intensive Vorbereitung, welche bereits mit der Anmeldung beginnen soll. Durch den Entschluss kommt es zur Auseinandersetzung mit persönlichen Themen. In der Regel dauert die Vorbereitung vor Ort 4 Tage. In dieser Phase werden die Absichten mittels Kernfragen geklärt (Beispielsweise: „Wer war ich als dieses alte Ich? Wer bin ich dabei zu werden?“). Des Weiteren werden vorbereitende Übungen praktiziert. Diese werden durch in Bezugnahme der Natur durchgeführt. Es wird eine Einweisung in das Fasten gegeben, sowie der Umgang mit Gefahren und Ängsten besprochen. Zuletzt wird ein zeremonieller Abschied initiiert, welcher gleichermaßen eine Einleitung in die nächste Phase darstellt.
Schwellenphase à 4 Tage
Der zweite Aspekt der Visionssuche wir als Schwellenzeit bezeichnet. Zu Beginn dieser Phase werden die Teilnehmer mittels einem Abschiedsritual entlassen und verbringen von dem Moment an die Zeit alleine. Auch der Alltag und sozialen Verbindungen sollen hierbei vorläufig gelöst werden. In den darauffolgenden Tagen ist der Teilnehmer mit sich Selbst und dem Vorgang des Fastens konfrontiert. Zusätzliche Rituale und Praktiken, wie Meditation oder die Beantwortung von gezielten Fragen können für den Prozess unterstützend wirken. Der Begriff „Schwelle“ ist eine Metapher für das Hindurchschreiten in einen neuen Lebensabschnitt. Diese Phase wird in der Nähe eines beliebigen Platzes durchgeführt, welchen der Teilnehmer selbst wählt. In den folgenden Tagen wächst auch der Stellenwert des Fasten, da es hierbei häufig zu Begleiterscheinungen wie Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Hunger kommt. Um die Auseinandersetzung mit den veränderten Gegebenheiten festzuhalten, führen viele Teilnehmer Tagebücher, welche bei Bedarf in der nächsten Phase ausgewertet werden können.
Wiedereingliederungsphase à 4 Tage
In der letzten Phase werden die Teilnehmer wieder in die soziale und zivilisatorische Gemeinschaft eingegliedert. Hierbei verlassen Sie am frühen Morgen ihren Übernachtungsplatz und treffen sich gemeinsam im Basislager. Daraufhin wir das Fasten als beendet erklärt und erstmals wieder zusammen gegessen. Im Anschluss werden die Erfahrungen ausgetauscht und offene Fragen behandelt. Die Seminarleiterin leitet hierbei den Prozess an und schafft zusätzliche Impulse. Zu letzt gestalten die Teilnehmer gedankliche Verläufe für die Zeit danach und beginnen mit diesen Inspirationen ihren neuen Lebensabschnitt. Nach der Verabschiedung gilt das Seminar als beendet.
Kosten einer Sitzung
Die Kosten einer Visionssuche variieren je nach Anbieter sehr stark. Allerdings muss aufgrund der Dauer und Intensität eine untere Preisklasse von 300-1000 Euro eingeplant werden. Ausführliche Informationen zu Anbietern, Preis und Orten kann unter dem folgenden Link gefunden werden. Hier können auch aktuelle Veranstaltungen und Seminarangebote entnommen werden. https://visionssuche.net
Verbreitung der Methode
Ausbildungsweg für Coaches / Therapeuten
Eine Ausbildung als Anbieter/Coach im Bereich Visionssuche kann man am http://www.eschwege-institut.de absolvieren. Die 2 jährige Ausbildung ist berufsbegleitend und enthält Praxis, sowie Grundlagenseminare.
(Berufs-)Verband, Verein
Bis jetzt gibt es keinen Verband oder Verein